Das Summen der Montagswürmer

Mitwirkende

Schauspiel: İlker Abay, Nuri Sezer (Mitwirkung bis 3/2014), Elmira Bahrami, Melek Erenay, Margot Gödrös, Sema Poyraz, Tobias Schwencke

Bühne und Kostüm: Ariane Salzbrunn

Dramaturgie: Antje Sachwitz

Musik: Tobias Schwencke

Die Textfassung ist gemeinsam mit Antje Sachwitz entstanden.

Eine Produktion von Kultursprünge im Ballhaus Naunynstraße gGmbH. Erstproduktion gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds.

„tür auf/einer raus/einer rein/vierter sein/tür auf/einer raus/einer rein/dritter sein/tür auf/ einer raus/einer rein/zweiter sein/tür auf/einer raus/einer rein/nächster sein/tür auf/einer raus/selber rein/gutentagherrdoktor“

Ernst Jandl

Ein ganz gewöhnlicher Arbeitstag in einem Krankenhaus irgendwo in Deutschland. Vier Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, treten ihren Dienst an. Eine Oberärztin mit einer Bilderbuchkarriere und 14-Stunden Arbeitstag, deren Liebe zum Beruf trotz des Alltagswahnsinns der Klinik nicht zu erschüttern ist. Eine Reinigungskraft, die nach 40 Dienst­jahren nicht wahrhaben will, dass der Laden eines Tages auch ohne ihre helfenden Worte weiterlaufen kann. Eine Krankenschwester, die auch nach ihrer Pensionierung ihre langjährige Erfahrung ehrenamtlich in die Palliativmedizin einbringt sowie eine junge Klinik­­managerin, Überzeugungstäterin in Sachen Innovation und Effizienz, am Anfang ihrer vielversprechenden beruflichen Laufbahn.Ihr gemeinsamer Arbeitsalltag gerät aus den Fugen, als zum Dienstbeginn ein Patient in die Rettungsstelle eingeliefert wird. Ein mehr als gewöhnlicher Vorgang in der Klinik lässt die Lebensgeschichten der vier Frauen aufeinanderprallen und alte Wunden aufreißen, die scheinbar auch die beste Ärztin nicht mehr zusammennähen kann.

Aus dem Stück:

Sevda: Ist das richtig, dass er jetzt hier ist? So ohne Geräte?

Meral: Der wollte das so. Er wollte unbedingt zum Pianisten.

Sevda: Wieso, der hat ihn überhaupt nicht gemocht?!

Meral: Na mal so mal so. Je nachdem, was er gespielt hat.

Martha: Jetzt spielt er wieder nicht, der komische Kauz.

Sevda: Hat er eigentlich keinen Hunger?

Meral: Nein, er braucht nichts zu essen.

Pause

Ela: Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass Opa streng war.

Meral: Oh doch, war er!

Sevda: Nein! Aber er war ein bisschen cholerisch. Aber ganz ohne Infusion? Soll er nichts trinken? Braucht er seine Infusion nicht?

Meral: Nein, er braucht keine Infusionen. Du weißt doch, wir feuchten ihm den Mund mit Wattestäbchen an. Das löscht sein Durstgefühl.

Sevda: Hat er wirklich keine Schmerzen?

Meral: Er hat keine Schmerzen, er bekommt Morphin.

„Toll gespielt von Sema Poyraz. Nuri Sezer ist bewegend als erkrankter Patriarch voll Stolz und Trotz. Überhaupt ist das Ensemble, vom Pianisten Tobias Schwencke bis zur altgedienten Krankenschwester (Margot Gödrös), staunenswert gut, die Inszenierung präzise wie ein EKG. Ein Fall von hochvitalem Theater.“ [Der Tagesspiegel, Oktober 2013]

„Ist das so schon einmal erzählt worden? Das glaube ich nicht. Ich behaupte, mit den ‚Montagswürmern‘ gewinnt das Theater seine gesellschaftliche Relevanz zurück.“ [MIGAZIN, Oktober 2013]

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