SOMNIA / INTENSIVSTATION

© Ralf Emmerich

Mitwirkende

Es spielen als Ensemble Theater Operation im Theater im Pumpenhaus Münster

Schauspiel: Bettina Lamprecht, Stefan Otteni, Carmen Dalfogo, Dietmar Pröll, Agnieszka Barczyk

Bühne: Doris Keil, Ariane Salzbrunn

Licht: Moritz Hesse

Produktionsleitung: Judith Schwellenbach

Regieassistenz: Judith Schwellenbach, Franz Bernhard Schrewe

Förderer: Kulturamt der Stadt Münster, Dräger, Raphaelsklinik Münster

SOMNIA/INTENSIVSTATION ist die zweite von drei Arbeiten mit dem Ensemble Theater Operation gewesen. In dieser Recherche wurde die Perspektive der Patient*innen eingenommen. Auf der Intensivstation sind alle Menschen gleich. Schicht- und Standesunterschiede spielen keine Rolle, selbst das Hemd ist uniform. Der Ort, wo die Herz-Lungen-Maschine den Takt vorgibt und das Drama Alltag ist.

Statt um Ärzt*innen zwischen OP-Business und Burnout geht es diesmal um Patient*innen zwischen Leben und Tod – Geschichten, die in Interviews mit Menschen abgelauscht wurden, die über längere Zeit intubiert und beatmet auf der Intensivstation lagen. Und die Staunenswertes über ihren Grenzgang zu erzählen hatten. Gepflegt werden sie von einer überarbeiteten Intensivschwester. Ist der Mensch mehr, als die Summe seiner Organe?

Es gab mehrere Gastspiele bundesweit auf deutschen Bühnen und medizinischen Kongress-Veranstaltungen u. a. auf dem Symposium Intensivmedizin + Intensivpflege Bremen 2012.

Die Texte für SOMNIA/INTENSIVSTATION sind im Kollektiv Theater Operation entstanden. 

Auzug aus dem Stück:

Intensivschwester Agnieszka: Frau Lamprecht, was machen Sie denn da?

Patientin Bettina: (versucht sich zu entkabeln und die Intensivstation zu verlassen): So, jetzt geht’s nach Hause.

Intensivschwester Agnieszka: Nein, jetzt geht’s nicht nach Hause.

Patientin Bettina: Doch, doch, jetzt geht’s nach Hause.

Intensivschwester Agnieszka: Ja, Frau Lamprecht, ich weiß, Sie sind ja auch schon eine Weile hier, ne?

Patientin Bettina: Na machen Se mich nicht verrückt. Die unterhämmern mir die paar Tage. Geht dat schon wieder los mit der Unterhämmerung?

Intensivschwester Agnieszka: Welche Unterhämmerung?

Patientin Bettina: Dat ich hier noch in Schleifen komme … Naja. Das werden wir ja sehen … Ob ich hier noch rauskomme, aus dieser Kaffeemühle … So is dat nun mal im Leben!

Intensivschwester Agnieszka: Gut, Frau Lamprecht, aber erst müssen Sie sich wieder hinlegen.

Sie legt die Patientin Bettina schlafen.

„Nur ganz selten stehen sie mal auf. Dann tönt Musik durch den Raum, die Patienten gleiten in eine Traumwelt, tanzen staksig durch die Gegend, wirken ein bisschen wie Zombies. Dann legen sie sich wieder hin. Solche Showeinlagen hat Regisseur Tuğsal Moğul mit viel Fingerspitzengefühl eingebaut. So wie er auch genau darauf geachtet hat, die Geschichten der Patienten nur zu verwenden, wenn diese es ausdrücklich gestattet haben.“ [DIE WELT 11/2010]

„Denn in SOMNIA steht eines im Mittelpunkt: die gestörte Wahrnehmung der Patienten. Ausgezehrt durch das monotone Liegen, die Sinne durch Medikamente benebelt, fallen sie in einen verwirrten Zustand zwischen Nachdenklichkeit und Wahnvorstellungen.“ Westfälischer Anzeiger 11/2010]

„SOMNIA ist der Titel seines Dokumentarstücks, das sein Theater Operation im Pumpenhaus uraufführte und dessen Texte auf Interviews mit ehemaligen Intensivpatienten beruhen. Mal werden sie zitiert, mal sieht man sie in kurzen Videosequenzen selbst erzählen. Auch deshalb weil es so gnadenlos realistisch ist, hört man mit Spannung zu, was diese Menschen zu berichten haben, die einmal dem Tode nah waren.“ [Westfälische Nachrichten 11/2010]

Dabei ist es weniger der Klinikbetrieb, der das Stück interessant macht, als vielmehr die hier aufgezeigten psychischen Zustände von Menschen, die sich auf der Schwelle vom Leben zum Tod bewegen oder bewegt haben. Eine sehenswerte Inszenierung.“ [Münstersche Zeitung 11/2010]

Tuğsal Moğul setzt mit etwas Doku-Film und Musik-Überflutung die passend knappen Akzente der sehenswerten Aufführung. Er schafft das Kunststück, ein eher von Trübsinn umwölktes Thema in der Schwebe einer verblüffenden Leichtigkeit zu halten – es bleibt immer der entspannte Umgang mit einem Tabu-Thema. Witz und Würde passen da gut zusammen.“ [Münchener Abendzeitung 04/2011]

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