Deutsche Konvertiten

© Oliver Berg

Mitwirkende

Im Theater Münster in Koproduktion mit dem Theater im Pumpenhaus

Schauspiel: Andrea Spicher, Carola von Seckendorff, Maximilian Scheidt, Jonas Riemer

Bühne und Kostüme: Ariane Salzbrunn

Musik und Einstudierung: Jonas Nondorf

Dramaturgie: Michael Letmathe

Kinder: Johanna Harjes, Anna Große Onnebrink, Kasimir von Seckendorff, Leonard Marx

Der größte Dank gilt den vier Konvertiten, die uns mit großer Offenheit und Bereitschaft ihre persönliche Konversionsgeschichte anvertraut haben.

 „Ich war auf der Suche. Ich wusste nur nicht wonach ich suche.“

Sarah aus „Deutsche Konvertiten“

Im Recherchestück stehen fokussiert vier Geschichten von Deutschen im Mittelpunkt, die aus inneren Beweggründen konvertiert sind. Was hat ihnen gefehlt? Was fasziniert sie an ihren Glauben? Sind sie jetzt angekommen?

Immer mehr Menschen unserer säkularisierten westlichen Welt verlassen ihre familiäre traditionelle Religion und finden in einer anderen Glaubensrichtung ihre Heimat. Sie treten in eine andere religiöse Gemeinschaft ein, auch wenn daraus radikale Änderungen der Lebensweisen folgen. In Deutschland begnügt man sich schnell mit eindeutigen Meinungen über Konvertiten, statt nachzufragen.

Es wird oft über radikale Konvertiten gesprochen, über Fanatiker, Hassprediger. Viel zu oft begegnen uns in den Medien negative Darstellungen, in denen Religion ausschließlich in politischer Dimension betrachtet wird. Dabei gibt es viele andere Deutsche, die nicht aus Frust oder aus politischen Überzeugungen eine andere Religion annehmen, sondern auf Grund einer Suche nach einem religiösen Weg, der Antworten und Hoffnung verspricht.

Aus dem Stück:
Aaron: Ich habe viel von meinem Opa gelernt. Mein Opa hat mir immer gesagt: „Aaron, wenn ich irgendwann sterbe, macht bitte aus meinem Körper Hundefutter. Die Straßenhunde in Afghanistan haben immer Hunger. Was bringt das, wenn ihr mich unter die Erde bringt? Schmeißt meinen Körper einfach auf die Straße. Es sollen wenigstens die Hunde von mir profitieren.“ Das habe ich sehr oft von ihm gehört.

Für mich ist Sterben einfach Ruhe am Ende. Irgendwann wenn ein Apfel reif ist, fällt er auch runter. Und ich glaube, wir sind genauso. Mal sehen, ob es ein Leben danach gibt. Ich glaube aber nicht, mit Haut, Haaren und Knochen. So glaube ich nicht. Aber ich bin 100%ig sicher, vielleicht ist 100 % zu viel. Sagen wir mal, ich bin mir ziemlich sicher, dass die Seele weiter lebt. In irgendeiner Art z. B. als Baum, Stern oder Berg. Ich bin mir sicher, es gibt irgendetwas danach. Ob es die ewige Ruhe ist? Es ist auf jeden Fall schön, bestimmt. Ich glaube nicht an die Hölle. Für mich ist das jetzige Leben die Hölle. Wenn wir befreit werden, wenn wir sterben, dann kommen wir nach unserem Leben, nach dem Tod ins Paradies. Hölle ist dass, was wir jetzt machen. Was wir jetzt erleben. Es kann in der Hölle nicht schlimmer sein, als das, was hier auf dem kleinen Planeten passiert. Sehr viele Menschen beschäftigen sich aber mit der Hölle, mit dem Paradies und der Wiedergeburt. Gott ist nicht so. Er kommt nicht und sagt, dass hast du gut gemacht oder das hast du falsch gemacht und jetzt kommt die Abrechnung. Es gibt keine Waage mit guten und schlechten Sachen und dann kommst du entweder in die Hölle oder ins Paradies. Das ist für mich kein Gott. Gott ist groß, Gott beschäftigt sich mit der ganzen Welt. Nicht mit Kleinigkeiten, was die Menschen machen. Gott ist doch kein Klassenlehrer.

„In dem gegenwärtig derart aufgeheizten gesellschaftlichen Klima geht von Moğuls Projekt eine ungeheuere politische Kraft aus. Wie Lessings ,Nathan‘ ist ,Deutsche Konvertiten‘ ein rückhaltloses Plädoyer für gegenseitige Toleranz, für die Moğul ein wundervolles Theaterbild findet. Gemeinsam erbauen Jonas Riemer, Maximilian Scheidt, Carola von Seckendorff und Andrea Spicher aus Fertigteilen, die an übergroße Spielzeugsteine erinnern, ihr Gotteshaus. Christliche, jüdische und muslimische Zeichen vermischen sich zu einer Einheit, in der alle ihren Platz finden.“ [Nachtkritik, Juni 2016]

„In teils beklemmend-dramatischen, teils humorvollen Szenen stellt Moğul Sinnsucher dar, denen vier Schauspieler Profil verleihen (…) Ein wichtiges Stück.“ [Westfälische Nachrichten, Juni 2016]

Im Spielplan vom Theater im Pumpenhaus auf pumpenhaus.de

Artikel auf muensterschezeitung.de

Beitrag im Magazin Kreuzvierteler/2018 (PDF, S. 14)

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