Fremdraumpflege/Begegnung

© Felix Grünschloß

Mitwirkende

Im Badischen Staatstheater Karlsruhe und Theater Pforzheim

Schauspiel: Rashidah Aljunied, Klaus Cofalka-Adami, Harald Schandry

Produktionsleitung: Susanne Berthold

Dramaturgie: Andreas Kahlert

PRrojektleitung Pforzheim: Murat Yeginer

Projektleitung Karlsruhe: Jan Linders

Foto Startseite: Bayram Tarakcı

Fremdraumpflege/Begegnung ist als Koproduktion des Badischen Staatstheaters Karlsruhe mit dem Theater Pforzheim in Privatwohnungen in Pforzheim und Karlsruhe 2013/2014 entstanden. Das Stück wurde 2015 auch in Münster im Rahmen der Flurstücke, in Heidelberg im Rahmen der Baden-Württembergischen Theatertage und in Hannover auf Einladung des Theaters an der Glocksee gezeigt.

Zwei Menschen, zwei Gespräche, die gleichzeitig parallel ohne Schnittpunkte verlaufen. Eine Begegnung in einer privaten Wohnung zwischen einer Notärztin und einem Notfallpatienten. Eine Begegnung zwischen Deutschen mit einem klassischen  „Herkunftsdialog“. Der Fragende hat bereits entschieden, dass der Befragte irgendwie anders ist, und diese Entscheidung muss jetzt im Gespräch bewiesen werden. Wie können wir vermeiden, in diese Falle zu geraten? Wie können wir mehr sein als nur tolerant? Diese Fragen entstehen beim Betrachten dieses Stückes.

Und das in einem Experiment, in dem die üblichen Grenzen des Theaters aufgehoben sind – zwischen Bühne und Zuschauerraum. Im Aufeinandertreffen zwischen Menschen, die sich zum ersten Mal sehen, verwandelt sich ein privates Wohnzimmer in einen Ort der Begegnung, des Gesprächs. Und so wird aus der außergewöhnlichen Situation, dem medizinischen Notfall, in dem alle Menschen gleich sind, das Modell für die Gewöhnlichkeit der Zukunft, eine transkulturelle Gesellschaft. Denn das sind wir. Alle gleich!

Auszug aus dem Stück:

Walter: Wo wurden Sie denn geboren?

Fatima: In Marburg an der Lahn. Haben Sie eine Versichertenkarte hier?

Walter: Nein. Ich meine, wo kommen Ihre Eltern her?

Fatima: Meine Mutter aus Hessen und mein Vater ist … Ägypter.

Walter: Ha! Hab ich doch gewusst. Macht doch auch nichts. Ist doch nicht schlimm. Sieht man ja auch, die Haare, da Profil.

Fatima: Haben Sie Angehörige, die Ihre Karte holen können?

Walter: Ne, haben Sie Angehörige, die noch in Ägypten leben?

Fatima: Ja. Ihr Familienstatus?

Walter: Geschieden. Wo leben die denn da?

Fatima: In der Pyramide.

Walter: Ha, der war gut! … Ich war da übrigens auch mal, in Ägypten. In Oberägypten, dann den Suezkanal runter, bis nach Hurghada, am roten Meer, wirklich toll da! Und die Leute sind so gastfreundlich, ganz arme Leute, aber so lieb. Und wunderschöne Frauen, schlank, überhaupt schöne Menschen dort.

Fatima: Nehmen Sie noch andere Medikamente?

Walter: Nein. Wollen Sie denn mal wieder zurück? Fas Klima ist da ja auch viel besser und die Landschaft ist so schön …

„Keiner ging gleich nach der Aufführung nach Hause. Alle blieben und sprachen miteinander (…) Es gibt viel Bedarf an Austausch, es  gibt viel Interesse und viel zu erfahren. Ein Glücksfall für die Theaterszene, eine Bereicherung. (…) Bleibt nur ein Fazit: unbedingt hingehen und miterleben.“ [Badisches Tagblatt, 2014]

„Weil die Nachfrage so groß ist und das Stück so gut ankommt – die nächste Aufführung ist schon ausverkauft – sei geplant, neben den regulären Terminen weitere Spieltermine anzusetzen. Eine gute Gelegenheit, denn ‚Fremdraumpflege‘ sollte man sich nicht entgehen lassen“ [BNN, 2014]

„Freilich geht es hier weniger um wegweisende Dramatik als um zusammenführende Begegnung. Und die findet statt.“ [Theater Heute, 2014]

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